Was heißt eigentlich being-mode?
Aus der Achtsamkeits-Psychologie

Wenn du nur die Begriffe hörst: Modus des Seins (being-mode) und Modus des Tuns (doing-mode) ohne viel darüber zu wissen, wie würdest du sagen, bist du öfter unterwegs?
Die Achtsamkeitspsychologie beschäftigt sich damit, wie der Mensch funktioniert. Das heißt, was läuft in uns ab, wenn wir Sinneseindrücke verarbeiten, Denken, Fühlen und Handeln.
Mit Hilfe der Hirnforschung wurde entdeckt, dass es unterschiedliche Geistesmodi gibt, die im Laufe eines Tages aktiv sind. Ein Modus ist geprägt von mehr oder weniger aktiven Bereichen im Gehirn und verschiedenen Vernetzungsmustern. Jeder Modus hat so bestimmte Eigenschaften und Funktionen. Je nachdem was wir tun und wie unsere Gewohnheiten sind, ist ein bestimmter Modus für eine Weile dominant und prägt unsere Wahrnehmung und unser Handeln.
Man kann unterscheiden zwischen dem Modus des Seins und dem Modus des Tuns.
Im doing-mode verbringen wir in der Regel die meiste Zeit des Tages: wir planen und erledigen Dinge, sortieren und bewerten, verfolgen Ziele und versuchen uns und was wir tun zu verbessern. Dieser Modus ist davon geprägt, dass es einen ständigen Abgleich gibt, zwischen dem was ist und dem was sein soll. Die Messlatte sind bestimmte Standards und Vorstellungen, die wir durch Prägungen und Erfahrungen entwickelt haben und die uns oft gar nicht klar bewusst sind. Der Aktivitätsdrang, der diesem Modus eigen ist, springt schnell auf bestimmte Reize an und wenn das Stresslevel hoch ist, sind wir in einer permanenten Habachtstellung und Anspannung, um nichts zu versäumen oder keine Fehler zu machen.
Der being-mode wird aktiv, wenn wir entspannt sind, Dinge mit innerer Ruhe tun, kreativ sind, uns in der Natur bewegen, keinen Druck und keine unmittelbaren Ziele vor Augen haben. Und er wird aktiviert, wenn wir die Haltung der Achtsamkeit einnehmen. Dieser Geistesmodus ist darauf spezialisiert, den gegenwärtigen Moment wahrzunehmen, zu akzeptieren und zuzulassen, was wir erfahren. Im Seins-Modus können wir den Augenblick in seiner vollen Tiefe, Breite und Fülle wahrnehmen. Gedanken und Gefühle werden als sich verändernde und fließende Erfahrung von Moment zu Moment wahrgenommen. Gewohnte Handlungsmuster, die oft schnell anspringen, um Unangenehmes zu vermeiden und Angenehmes zu suchen, entspannen sich und es entsteht eine größere Toleranz und Gelassenheit gegenüber verschiedenen emotionalen und körperlichen Zuständen.
Es ist möglich, wahrzunehmen, in welchem Modus wir gerade unterwegs sind. Alleine schon innezuhalten und wahrzunehmen was ist, ermöglicht ein Stückchen Loslösung von der wirkenden Dynamik und eine bewusste Entscheidung, was wir als nächstes tun. Geht es nun darum, eine kleine Pause zu machen, um neue Energie zu sammeln und dann zielgerichtet an einer Aufgabe weiterzuarbeiten? Oder geht es etwa im Moment darum, runter vom Gas zu gehen, in einen anderen Modus zu wechseln und mehr Weite und Entspanntheit zu zulassen? Achtsamkeit gibt uns die Möglichkeit, viele Dinge ganz bewusst im being-mode zu machen und diesen Modus zu stärken und zu trainieren, wenn wir merken, dass uns das guttut.
Mehr zu dem Thema gibt es in diesen Artikeln zu lesen:
- Being-Mode Teil I: Der Tun-Modus- Ready to take off
- Being-Mode Teil II: Im Seins Modus ankommen
- Being-Mode Teil III: Tun und Seins Modus im Alltag