Sich ausrichten
Aus der Achtsamkeitspraxis

All die guten Wünsche und auch die guten Vorsätze... jetzt sind sie wieder da zum neuen Jahr.
Manchmal sind sie wie ein Segen und ein Antrieb, manchmal sind sie wie ein Turm, aufeinandergestapelt und ein bisschen wackelig, schwer darüber zu schauen...
Soll es nicht genauso werden? Ein optimiertes Ich und glücksverheißende Bedingungen!
Geht das denn?
Da ist das Leben, von Moment zu Moment, veränderlich in seiner Natur, alles um mich herum in Bewegung, schwer wägbar, was als nächstes geschieht. Bereits in allem beinhaltet ein Werden und Vergehen.
Da sind der Körper und Geist, die ich ICH nenne. Manchmal verhalten sie sich vertraut und wie vorgesehen und dann kommt wieder etwas Überraschendes.
Was war es? Ein Einfluss von Wetter, von körperlichen Vorgängen, die Kraft oder Schwäche bringen, eine Begegnung, die inspiriert oder irritiert, Umstände, die beflügeln oder hemmen. Dieses ICH, ziemlich bedingt und fluide, bei genauerer Betrachtung.
Wie ein Eintopf mit vielen Zutaten. Was bekomme ich heute auf meinen Teller?
Machen also Vorsätze überhaupt einen Sinn? Was ist es, das ich beeinflussen kann? Wie treffe ich Entscheidungen für die Zukunft?
Ich kann mich innerlich ausrichten und eine Haltung wählen, dem Leben und den Menschen gegenüber.
Ich kann Samen säen, sie wässern und pflegen, die jungen Pflänzchen in ihrem Wachstum begleiten, die Blüten bestaunen und später die Früchte ernten.
Das braucht eine Entscheidung und manchmal Geduld und Willenskraft.
Wenn ich achtsam und bewusst erlebe und manchmal auch darüber reflektiere, kann ich erkennen, welchen Einfluss mein Handeln und Verhalten haben und welche Fußabdrücke ich in der Welt hinterlasse. Und auch welchen Einfluss verschiedene Umstände auf mich haben.
So kann ich mich entscheiden, meinen Spielraum auszunutzen und Verantwortung für meinen Teil zu übernehmen. Ich kann Einfluss nehmen, mit was und wem ich meine Zeit verbringe.
Im Hier und Jetzt kann ich meinen Fuß achtsam setzen. Größere Entscheidungen kann ich mit einer von mir gewählten Ausrichtung treffen, mit der Frage: was ist es, was ich fördern und nähren möchte?
Und ich kann offen sein für das Leben, für das Unwägbare, das Überraschende, das Nicht-Wissen, den Fluss des Lebens.
Wo habe ich es gehört, ich glaube es war ein ehrwürdiger buddhistischer Mönch, der es in einem Seminar sagte: "Ein Moment von Achtsamkeit gebiert einen Moment von Achtsamkeit und immer so weiter. Wenn ich heute Achtsamkeit sähe, ernte ich morgen Achtsamkeit."
Also nehme ich immer wieder von neuem eine bewusste Haltung ein und sähe Samen, eine Haltung der Achtsamkeit, der Liebe und des Mitgefühls, des Friedens, des Vertrauens und der Dankbarkeit.