Urteile sind Mauern
Weisheitsgeschichte

In einer Weisheitsgeschichte wird erzählt, wie ein Meister aufmerksam einem Gespräch zwischen denen, die bei ihm lernten, zuhörte. Ihm fiel auf, dass sie sehr mit dem Urteilen beschäftigt waren. Der Meister ging nicht auf das Thema ein, das sie beschäftigte, er fragte hingegen:
Was wisst ihr ganz sicher? Haltet einmal inne und fragt euch das. Wie wäre es, von Augenblick zu Augenblick mit dem Unbekannten zu leben- alles ist immer neu, immer Überraschung, immer anders. Wie oft denken wir, dass wir das schon wissen, dass es nichts Neues ist, keine Überraschung? Seid ihr euch sicher?
Wenn ihr mit dem Nicht-Wissen lebt, werdet ihr über alles staunen, alles ist neu.
Was ist, wenn ihr einmal mit nichts vergleicht, euch nicht an Vergangenes erinnert, nichts für die Zukunft deutet? Dann ist alles einmalig.
Und ist das nicht die Wahrheit? Das Urteilen begrenzt uns und behindert das Sehen. Alles, auch der Mensch, ist ein sich ständig verändernder Strom. Das Leben ist Bewegung, eine sich ständig ausgleichende Ordnung. Jeder Augenblick ist neu.
Aber das Denken? Das Denken ist nicht neu. Es hinkt hinterher. Der Verstand sammelt Fußspuren. Sie beweisen, dass das Leben hier war, aber längst schon weitergegangen ist. Der Verstand hinkt dem Leben immer ein bisschen hinterher. Sei nicht der Verstand, sei das Leben.
Erforsche für dich: Wie ist es, wenn du Weisheit entwickelst, indem du Augenblick für Augenblick unvoreingenommen erlebst und bereit bist, dich überraschen zu lassen.
Nacherzählt von "Geschichtenkarte" organic cards.