Achtsamkeit und Resilienz

Kristina.Kluge-Raschke • 27. Oktober 2025

Aus Forschung und Achtsamkeitspraxis

Achtsamkeit und Resilienz – zwei Begriffe, die heute überall auftauchen. Doch was verbindet sie eigentlich? Wer achtsam durch den Alltag geht, nimmt wahr, was gerade ist: die feinen Nuancen von Gedanken, Stimmungen, auch all die körperlichen Signale, die so oft im schnellen Takt übersehen werden. Genau dieser bewusste Kontakt mit der eigenen Innenwelt legt einen Grundstein für Resilienz – jene innere Stärke, mit der wir Herausforderungen meistern und auch nach Rückschlägen wieder in die eigene Balance finden.


Was versteht die Wissenschaft unter Resilienz? Sie gilt als psychische Widerstandskraft und beschreibt die Fähigkeit zur Anpassung des eigenen Verhaltens bei Problemen und Veränderungen. Sie beschreibt das was uns befähigt,  auch schwere Krisen zu bewältigen und sich zu erholen, um das eigene Leben wieder aktiv zu gestalten. Ob ein Mensch eine hohe oder eine geringe Resilienz aufweist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Resilienzforschung weist auf die Rolle von genetischen Anlagen und Prägungen in frühester Kindheit hin. Moderne Resilienztrainings verweisen darauf, dass bestimmte Resilienzfaktoren auch später aktiv gepflegt werden können und beziehen diese Fähigkeiten auf den Umgang mit Stress und alltäglichen Herausforderungen.


Was kann Achtsamkeit dazu beitragen? Wenn wir in stressige und belastende Situationen geraten, zeigt sich Resilienz nicht darin, dass wir unangreifbar sind – sondern darin, dass wir mit allen Gefühlen, auch den schwierigen, präsent bleiben und nach und nach Wege finden, damit umzugehen. Hier spielt Achtsamkeit eine zentrale Rolle: Sie lädt dazu ein, die Vielfalt innerer Prozesse wertfrei wahrzunehmen und so die eigenen Ressourcen zu stärken.


Das bestätigen auch Studien in Verbindung mit Praxisprogrammen, wie sie etwa im Hochschulbereich umgesetzt wurden (z.B. in der Hochschule Darmstadt  oder der Hochschule München). In Achtsamkeitstrainings geht es darum, bewusst innezuhalten, Emotionswellen zu beobachten und neue Möglichkeiten für den Umgang mit Stress zu entdecken. Dadurch wachsen zentrale Resilienzfaktoren wie Selbstregulation, Akzeptanz und die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren. Wer regelmäßig achtsam übt, schafft Abstand zu den eigenen Automatismen und gewinnt die Freiheit, auf Herausforderungen bewusster und selbstbestimmter zu reagieren.


„Man kann Wellen nicht aufhalten, aber man kann lernen zu surfen 

Jon Kabat-Zinn - Gründer des MBSR-Programms


Achtsamkeit und Resilienz sind jedoch keine isolierten Eigenschaften. Sie entfalten ihre Wirkung besonders dann, wenn auch das soziale und organisatorische Umfeld achtsame Werte und unterstützende Strukturen bereitstellt. Die Resilienzforschung betont den Einfluss der Lebenswelt. Organisationen wie Unternehmen oder Hochschulen sind gefragt, entsprechende Bedingungen zu schaffen. Beide Ansätze sollten nicht einfach auf individuelle Selbstoptimierung zielen, sondern auch strukturelle Veränderungen ermöglichen, die Stress reduzieren und Offenheit fördern. Räume von wertschätzendem Miteinander und Verantwortung unserer Rolle als Menschen in einer Gemeinschaft, deren Handlungen Auswirkungen haben, können so wachsen. 


Wenn als resilienzfördernd beschriebenen Faktoren aus einer Idee heraus angestrebt werden, wie wir sein sollten oder besser funktionieren, kann das eher hinderlich sein und tiefsitzende defizitäre Überzeugungen nähren.

Mit einer regelmäßigen Meditationspraxis können wir erfahren, wie Resilienzfaktoren als Ergebnis eines intensiven meditativen Einsichtsprozesses wachsen, also der tiefen achtsamen Erforschung der eigenen Gedanken, Gefühle, Motivationen, Impulse und Handlungen von Moment zu Moment.

Vielleicht ist das Faszinierende gerade die Einfachheit davon: Immer wieder zu sich zurückzukommen, die innere Landschaft zu erkunden und nach und nach neue Wege auszuprobieren. Eigentlich braucht es dafür manchmal nur einen Moment des Innehaltens, einen bewussten Atemzug – und die Bereitschaft, sich selbst mit all seinen Möglichkeiten wie auch mit den Grenzen kennenzulernen. So kann Resilienz auf der Basis von Achtsamkeit als intrinsischer Prozess wachsen.


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