Dankbarkeit & Achtsamkeit
Aus Psychologie und Forschung

Mit dem Begriff Dankbarkeit verbinden die meisten Menschen etwas. Wie ist das bei dir? Bevor du weiterliest, lade ich dich zu einem kleinen Experiment ein. Setz dich bequem und aufrecht hin, wenn du magst schließe die Augen und lass den Begriff Dankbarkeit in dir klingen, indem du ihn innerlich wiederholst und erkundest, welche Empfindungen sich einstellen, vielleicht kommen auch auch einige Bilder und Assoziationen hoch.
In der Psychologie hat man festgestellt, dass es verschiedene Arten von Dankbarkeit gibt. Man kann Dankbarkeit als eine Emotion definieren, die man empfindet, wenn man besondere Unterstützung erfahren hat, also auf eine konkrete Situation bezogen. Dankbarkeit kann auch als eine Eigenschaft und eine persönliche Neigung, empfänglich für das Gefühl der Dankbarkeit zu sein, verstanden werden. Das wird zum Beispiel deutlich, wenn man Dankbarkeit in abstrakteren Situationen erlebt, zum Beispiel beim Aufwachen oder am Ende des Tages, in kleine Situationen im Alltag oder als spontanes Gefühl, wenn man von lieben Menschen umgeben ist.
In Studien wurde festgestellt, dass Dankbarkeit günstig für das eigene Wohlbefinden ist. Statistisch gesehen haben dankbarere Menschen eher positive soziale Beziehungen, mehr Vertrauen in andere Menschen und Beziehungen, sind emotional stabiler und selbstbewusster, fühlen sich glücklicher, haben weniger schwierige Emotionen (wie Wut, Feindseligkeit oder Neid) und sind zudem nicht narzisstisch und weniger materialistisch.
Jetzt kann man die Frage nach der Henne und dem Ei stellen: Was war zuerst da? Dankbarkeit scheint wie eine Art ‘positiver Teufelskreis’ zu sein: dankbare Menschen sind tendenziell eher zufrieden, zufriedenere Menschen tendenziell eher dankbar.
Und was ist, wenn das Leben nicht so sonnig ist? In Studien mit Menschen mit Depressionen und Ängsten, die ein Dankbarkeitstraining durchlaufen haben, hat man festgestellt, dass sich Symptome verbessern. Die Fähigkeit negative Gedankenkreisläufe zu durchbrechen und persönliche Faktoren für Resilienz werden erweitert.
Das heißt also, man kann Dankbarkeit trainieren. Methoden sind zum Beispiel ein Dankbarkeits-Tagebuch oder -Fotoalbum. Man kann sich Meilensteine in der Lebensrückschau bewusst machen, für die man dankbar ist und sich regelmäßig (z.B. einmal wöchentlich) Dinge vor Augen führen, für die man Dankbarkeit empfindet. Insgesamt kann man sich angewöhnen, Dankbarkeit mehr zum Thema im eigenen Leben, in den Gedanken und in Gesprächen zu machen und damit das dazugehörige Gefühl einladen, es quasi zu einem größeren Teil des inneren Repertoires werden lassen. Es gibt auch Meditationsformen oder Kontemplation zur Dankbarkeit.
Und wie hängt Dankbarkeit mit Achtsamkeit zusammen? Nun, zunächst geht beides nicht, ohne sich des gegenwärtigen Moments bewusst zu sein. Das heißt, es braucht eine Wachheit und Offenheit für das, was das Leben zeigt. Ständig im Autopiloten unterwegs zu sein, mit Grübeleien und Sorgen, Vergangenheit und Zukunft beschäftigt zu sein, behindert es, positive Momente in der Gegenwart wahrzunehmen. Achtsamkeit und Dankbarkeit sind quasi Geschwister.
Achtsamkeit macht noch mehr, als positive Aspekte des Lebens zu beleuchten. Sie wirft ihr Licht auch auf das Schwierige und Unangenehme. Und auch wenn das nicht immer einfach ist: Damit werden Effekte von Verdrängung und das Aufstauen schwieriger Emotionen vermieden. Der Blick auf das Leben wird realistischer, gleichzeitig werden Erwartungen, Bewertungen und Reaktivität - die häufig eine Situation zusätzlich erschweren - reduziert. Die Vergänglichkeit und die Tatsache, dass sich alles immer verändert, wird unter dem Licht der Achtsamkeit bewusster und kann als ein Faktor der Entzerrung und Lösung erkannt werden. Durch Achtsamkeit kann sich also der Blick für positive Aspekte einer Situation schneller wieder öffnen und häufig stellt sich in der Folge Dankbarkeit ein.
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